Es begab sich vor einem halben Jahrhundert, dass in einem Keller in Bremen – in der Lila Eule – eine der wichtigsten europäischen Jazzeinspielungen, man darf wohl sagen: ereignete. „Machine Gun“ war der Name und einer der Vortragstitel bei den Geburtstagsfeierlichkeiten in Bremen, Ende Mai, trifft einen Aspekt dieser Platte recht gut: „Eine brutale Gesellschaft provoziert eine brutale Musik“.
Im Mai 2018 jährt sich also zum fünfzigsten Mal der Geburtstag der Platte, die der im vergangenen Jahr verstorbene Musiker und Professor für Musikwissenschaft, Ekkehard Jost als die: „erste wirklich europäische Plattenproduktion der Jazzgeschichte“ einschätzte. Von Brötzmann selbst damals produziert und zunächst im Eigenverlag herausgebracht, wurde „Machine Gun“ rasch als Free Jazz Meilenstein betrachtet, mit dem Brötzmann „Unsterblichkeit erlangt“ hat (F. Klopotek).
In allen möglichen Kellern Europas brodelte es in den 1968er Jahren – Paris, Berlin – und eben auch im „gegenkulturellen Bremer Lokal Lila Eule“. Und ebenda wurde die politische Aufmüpfigkeit in kämpferische Töne umgesetzt von Brötzmann Oktett. In den kommenden Jahrzehnten wurde der Wuppertaler Saxophonist weder leiser noch sein Spiel wirklich zarter. Immer noch prägt die Musik des langsam auf die 80 zuspielenden Brötzmann maximale Energie und Kompromisslosigkeit.
Die „Lila Eule“ gibt es noch, einen quicklebendigen Brötzmann zudem, und damit steht angemessenen 50-Jahresfeierlichkeiten nichts im Wege. Ein Konzert in der „Lila Eule“, am historischen Entstehungsort der Machine-Gun-LP ist dabei nur der Kristallisationspunkt eines umfangreichen Programms, das im Vorfeld interdisziplinär und multimedial das Thema „Machine Gun“ aufbereitet.
Beim Konzert dann ein Treffen von Altmeistern der Freien Musik, mit dem Berliner Pianisten Alexander von Schlippenbach und dem Schlagzeuger Han Bennink, der bereits vor 50 Jahren bei den Aufnahmen in der Lila Eule am Schlagzeug saß.
Die Veranstaltungsreihe und das Konzert werden von einem Netzwerk verschiedener Bremer Kultur-Akteuren und Kulturinstitutionen getragen, dabei sind unter anderem das Focke-Museum, City 46 / Kommunalkino Bremen e.V., das Klaus-Kuhnke-Archiv für Populäre Musik, der Fachbereich Jazz der Hochschule für Künste, der Verein 23 zur Förderung intermedialen Kulturaustausches e.V. / Künstlerhaus Güterbahnhof und die „Lila Eule“
Programm
Mittwoch, 23. Mai 2018, 19 Uhr
Vortrag: „Eine brutale Gesellschaft provoziert eine brutale Musik“
Peter Brötzmanns „Machine Gun“ als Politikum, Bremen im Frühjahr 1968, die Entstehung von Musikerlabels und die Konstituierung der gegenkulturellen westdeutschen Jazz- Avantgarde
Referent: Thomas Hartmann, Moderation: Jochen Bonz
Ort: Focke-Museum
anschließend werden Free Jazz-Schallplatten aufgelegt!
Donnerstag, 24. Mai 2018, 20:30 Uhr
Film: Brötzmann
Regie: René Jeuckens, Thomas Mau and Grischa Windus Filmproduktion
Siegersbusch 2011, 77 Min.
Ort: City 46
Freitag, 25. Mai 2018, 18 Uhr
Ausstellung: Schallplattencover – Europas Neuer Jazz in den 1960er Jahren
Ort: Hochschule für Künste, Dechanatstraße
Freitag, 25. Mai 2018, 20 Uhr
Vortrag: 1968 – Bremen – Brötzmann
Eine Reflektion über das ungewollt Revolutionäre eines Jazzalbums
Referent: Wolfram Knauer (Jazzinstitut Darmstadt), Moderation: Thomas Hartmann
Ort: Hochschule für Künste, Dechanatstraße
anschließend werden Free Jazz-Schallplatten aufgelegt
Samstag, 26. Mai 2018, 19 Uhr
Konzert: Brötzmann / Schlippenbach / Bennink
Peter Brötzmann: reeds
Alexander von Schlippenbach: piano
Han Bennink: drums
Ort: Lila Eule
Tickets 23 EUR + Vvk-Gebühr: Nordwest Ticket , Eventim oder Eventim Light, Hardtickets: Lila Eule, Vvk-Stellen von Nordwest Ticket und in Kürze bei Ear und Hot Shots
Sonntag, 27. Mai 2018, 18 Uhr
Film: Brötzmann
Regie: René Jeuckens, Thomas Mau and Grischa Windus Filmproduktion Siegersbusch 2011, 77 Min.
Ort: City 46
Die Veranstaltungsreihe wird kuratiert und realisiert von Thomas Hartmann / Verein 23 zur Förderung intermedialen Kulturaustausches e.V.
Künstlerhaus Gütterbahnhof
Beim Handelsmuseum 9
28195 Bremen
Tel.: ++49(0)421–168 990 92
E-Mail: thomas.hartmann@ga-art.de