Manfred Hering, Saxophonist und Improvisator (1939-2025)

Der Saxophonist Manfred Hering ist am 29. November 2025 in Wurzen verstorben. Geboren wurde er am 3. Juni 1939 in Burgstädt. Hering zählte zu den prägenden Persönlichkeiten des Jazz in der DDR und wurde zu dessen namhaftesten freien Improvisatoren gerechnet.

Hering studierte zunächst Mathematik und fand – wie nicht wenige Musiker seiner Generation – über autodidaktische Wege zur Musik. Ab Mitte der 1960er Jahre spielte er in verschiedenen Tanzorchestern, unter anderem in der Gerhard-Stein-Combo. Von 1971 bis 1972 absolvierte er an der Musikschule Berlin-Friedrichshain ein Studium im Fach Altsaxophon und Klarinette. In dieser Phase begann seine enge Verbindung zur entstehenden freien Jazzszene der DDR.

In den frühen 1970er Jahren arbeitete Hering in Formationen des Saxophonisten Manfred Schulze, darunter im Schulze-Bläserquintett. Ab Mitte des Jahrzehnts folgte eine intensive Zusammenarbeit mit dem Gitarristen Joe Sachse, die sich in unterschiedlichen Besetzungen fortsetzte. Zwischen 1977 und 1979 war Hering Mitglied der Leipziger Band Osiris, gemeinsam mit Joe Sachse, Hannes Zerbe, Christoph Winckel und Wolfram Dix.

Eine zentrale Rolle spielte seine Zusammenarbeit mit Ulrich Gumpert und Günther Sommer. Mit dem Gumpert/Sommer Duo und der Ulrich Gumpert Workshop Band war Hering an Aufnahmen wie „The Old Song“ und „Echos vom Karolinenhof“ beteiligt und trat erstmals auch in Westdeutschland auf. Mit diesen Projekten war er zudem auf internationalen Festivals präsent. Weitere Auftritte führten ihn unter anderem mit dem Hering-Sachse-Duo und dem Manfred Schulze Bläserquintett auf europäische Bühnen.

Mitte der 1980er Jahre gründete Hering ein eigenes Trio, dem unter anderem Rainer Kühn und Wolfram Dix angehörten. 1988 und 1989 leitete er das Jazzorchester der DDR. Darüber hinaus arbeitete er im Laufe seiner Karriere mit zahlreichen internationalen und nationalen Musikern zusammen, darunter Irène Schweizer, Peter Kowald, John Tchicai, Rüdiger Carl und Paul Rutherford.

In den 1990er Jahren war Hering unter anderem in einem Saxophon-Trio mit Matthias Schubert und Gert Anklam aktiv sowie mit der eigenen Formation Süd-Ost-Express. Er spielte auch im Leipziger Bimbotown-Orchestra und trat gelegentlich mit dem Zentralquartett auf. Hering lebte in Wurzen und blieb bis zuletzt musikalisch aktiv. Noch in seinen letzten Lebensjahren spielte er Saxophon im Trio mit Heiner Reinhardt und Joe Sachse sowie im Manfred Schulze Bläserquintett.

Mit Manfred Hering verliert der deutsche Jazz einen Musiker, der über Jahrzehnte hinweg maßgeblich an der Entwicklung des freien Jazz in der DDR beteiligt war und dessen Arbeit auch über diesen Kontext hinaus Wirkung entfaltet hat.

| Website Manfred Hering

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© 1997 – today | ISSN 2751-4099

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